Datennetze Ein Leitfaden zur verantwortungsvollen Nutzung von Datennetzen fuer Mitglieder von Institutionen in Bildung und Wissenschaft Datennetze sind ein Teil der Infrastruktur in Hochschulen und Forschungseinrichtungen und dienen der digitalen Kommunikation mit Hilfe von Rechnern. Sie stehen heute dem Forschungsbereich zur weltweit offenen Verstaendigung zur Verfuegung. Ihre Nutzung unterliegt bestimmten rechtlichen und ethischen Grundsaetzen. Dieser Leitfaden soll diese Regelungen einem grossen Nutzerkreis bewusst machen, um dadurch den zweckgemaessen und wirtschaftlichen Gebrauch dieses wertvollen Guts zu foerdern. I. Nutzen und Kosten von Datennetzen fuer Bildung und Wissenschaft Synergie Institutionen in Bildung und Wissenschaft setzen Datennetze als selbstverstaendlichen Bestandteil der Informationstechnik ein. Datennetze ermoeglichen es, schnell, flexibel und freizuegig durch Uebermittlung von Dokumenten, Daten und Programmen weltweit miteinander zu kommunizieren. Dadurch wird die Synergie in der internationalen wissenschaftlichen Arbeit in bisher kaum vorstellbarer Form verbessert. Aufwand Datennetze in Bildung und Wissenschaft sind ein wertvolles allgemeines Gut, das mit erheblichem Aufwand eingerichtet wurde. Hierzu zaehlen nicht nur die grossen finanziellen Anstrengungen der oeffentlichen Hand, sondern auch die unschaetzbaren Investitionen an Arbeitsaufwand und Kreativitaet von Fachleuten sowohl im oeffentlichen Bereich als auch in der Wirtschaft. So dauern beispielsweise die Abstimmungsprozesse in der internationalen Standardisierung seit ueber zwei Jahrzehnten an. Wie auch bei anderen Gemeinschaftseinrichtungen erfordert das Angebot eines sicheren und effizienten Betriebs tagtaeglich sorgfaeltige Pflegearbeit im weltweiten Verbund. Interessengemeinschaft Bildung und Wissenschaft koennen und wollen auf die nunmehr verfuegbaren und noch weiter expandierenden weltweiten Netze nicht mehr verzichten. Diese Tatsache vereint alle an den Netzen Beteiligten - Nutzer, Betreiber und Geldgeber - in einer Gemeinschaft, in der gegenseitiges Verstaendnis und Ruecksichtnahme geboten sind. Es waere unverantwortlich, durch leichtfertiges Handeln und unnoetige Konfrontationen untereinander das fuer alle wertvolle Gut der Datennetze zu gefaehrden. II. Grundsaetze zur Nutzung der Datennetze Verantwortungsvolle Nutzung Die Netze sollen der Gemeinschaft dienen. Der Missbrauch selbst durch eine kleine Gruppe von Netznutzern koennte das Ansehen der Netze in ihrer Gesamtheit schaedigen. Nicht immer ist die persoenlich optimale Nutzung auch global optimal. Eine sorgfaeltige Beobachtung des Netzverhaltens ist erforderlich, damit Nachteile fuer die Gemeinschaft abgewendet werden koennen und die Netzbelastung in vertretbaren Grenzen bleibt. Angemessene Nutzung Durch die Nutzung der Netze koennen - weltweite kooperative Projekte ermoeglicht und durchgefuehrt, - Herausgabe und Weitergabe von Forschungsberichten erheblich beschleunigt, - die Aufwendungen fuer Reisenkosten sowie Telefon- und Postgebuehren gemindert, - gemeinschaftliche Ressourcen (z.B. Hoechstleistungsrechner) ueberregional genutzt, - an einer Stelle verfuegbare Daten weltweit abgefragt sowie - die internationale Zusammenarbeit (z.B. auch bei der Bewaeltigung von Krisensituationen) schnell und unbuerokratisch organisiert werden. Leichtfertiger Gebrauch Die Netze sind relativ einfach zu nutzen: Mit nur wenigen Kommandos kann ein Datentransfer rund um den Globus oder ein Nachrichtenaustausch mit einer grossen Zahl von Partnern ausgeloest werden. Leicht verkennt der Nutzer die Komplexitaet der von ihm ausgeloesten Netzaktivitaeten. Er sollte daher vorsichtig mit Netzaufrufen umgehen. Auch wenn der Nutzer glaubt, die Netzwerkzeuge zu beherrschen, sollte er bedenken, dass eine umsichtige Nutzung eine sorgfaeltige und kontinuierliche Anleitung voraussetzt. Ein Beispiel fuer leichtfertigen Gebrauch stellt die Vergeudung von Ressourcen durch einen zwar autorisierten, aber unbedachten Umgang mit den Netzdiensten dar; dies gilt insbesondere fuer den Abruf von Daten aus den USA, wenn diese in Deutschland bereits verfuegbar sind. Wenn Missbraeuche sich haeufen sollten, wird der Zugang zu den Netzen zukuenftig nicht mehr so freizuegig wie heute moeglich sein, sondern mit formalen Huerden (z.B. Zweck- oder Befaehigungsnachweisen) verbunden sein; ausserdem ist ein Verlust von allgemein zugaenglichen Diensten zu befuerchten. Unakzeptable Nutzung Insbesondere koennen nicht hingenommen werden: - der Versuch, ohne ausdrueckliche Autorisierung Zugang zu Netzdiensten - welcher Art auch immer - zu erhalten; - fahrlaessige oder gar vorsaetzliche Unterbrechungen des laufenden Betriebs; - die Belastung der Netze durch ungezielte und uebermaessige Verbreitung von Informationen (Informationsverschmutzung); - die Verbreitung von fuer die Wissenschaft irrelevanten Informationen; - die Verletzung der Integritaet von Informationen, die ueber die Netze verfuegbar sind; - der Eingriff in die individuelle Arbeitsumgebung eines Netznutzers; - jede Art des Mithoerens von Datenuebermittlungen, des Stoeberns in fremden Datenbestaenden oder der Weitergabe von unabsichtlich erhaltenen Angaben ueber Rechner und Personen. Es versteht sich von selbst, dass Dokumente zweifelhaften Charakters in Netzen weder anzubieten noch nachzufragen sind. Obwohl keine Nutzungsueberwachung oder gar Zensur erfolgt, sind die Netzbetreiber gehalten, missbraeuchliche Nutzung zu unterbinden und bei Bekanntwerden zu verfolgen. III. Appell an solidarisches Verhalten Privileg Die Teilnahme an einem offenen, weltweiten wissenschaftlichen Datennetz und der freizuegige Zugang zu vielen damit verbundenen Dienstangeboten ist ein Privileg fuer die Wissenschaft. Jeder Nutzer sollte sich darum solidarisch verhalten, damit dieses Privileg fuer alle erhalten bleibt. Solidarisches Verhalten bedeutet insbesondere, sich bewusst zu machen, wo die Inanspruchnahme des Netzes durch den Einzelnen die Interessen anderer Mitglieder der Gemeinschaft beruehrt. Je hoeher dieses Bewusstsein entwickelt ist, desto weniger wird der Netzbetreiber gezwungen, formale Reglementierungen und Einschraenkungen einzufuehren. Wegen der hohen Komplexitaet des Netzes muss der Benutzer in seinem Verhalten durch Betriebsregelungen unterstuetzt werden. Darueber hinaus gelten selbstverstaendlich gesetzliche Regelungen (z.B. die Fernmelde- und Datenschutzgesetze), die im Falle eines Verstosses greifen. Unabhaengig von rechtlichen Folgen muss der Nutzer sich dessen bewusst sein, dass ein Missbrauch des Netzes einen ernsten Sachverhalt darstellt, der mit weitreichenden Schadensfolgen auch fuer andere verbunden sein kann. Angemessenes Verhalten des Nutzers vermeidet die Anwendung von Zwangsmassnahmen durch die Betreiber und fuehrt zu einem partnerschaftlichen Verhaeltnis. IV. Betrieb und Weiterentwicklung der Netze Professioneller Betrieb Nutzer und Betreiber von Datennetzen muessen sich kooperativ und professionell, d.h. sachgerecht, verantwortlich und wirtschaftlich verhalten. Das schliesst fuer die Betreiber die Pflicht ein, die Benutzer ueber die Moeglichkeiten und Grenzen zu informieren, und fuer die Benutzer, diese Informationen zur Kenntnis zu nehmen und zu beachten. Weiterentwicklung Datennetze sind auf absehbare Zeit aber auch Gegenstand von Forschung und Entwicklung; die Weiterentwicklung der Netze und Netzdienste erfordern Erprobungen in Weitverkehrsnetzen. Unbeherrschte Experimentierlust wuerde jedoch die "normale" Benutzung beeintraechtigen und dadurch nicht nur einzelnen Nutzern schaden, sondern auch das Ansehen einzelner Netzbetreiber oder der Netze insgesamt gefaehrden. Daher ist groesste Sorgfalt und Vorsicht angezeigt, wenn neue Dienste erprobt werden. Nachlaessigkeit auf diesem Gebiet ist unverantwortlich und wird nicht hingenommen. Die Nutzer muessen aber wissen, dass trotz allen Bemuehens Stoerungen aus diesem Grund nicht ganz auszuschliessen sind; sie werden daher um die noetige Toleranz gebeten. V. Sieben Verhaltensregeln 1. Informieren Sie sich ueber Netzanschluesse, Dienste, Regelungen und Zustaendigkeiten und halten Sie sich auf dem laufenden. 2. Beachten Sie die lokalen Betriebs- und Verhaltensregeln; respektieren Sie die in anderen Teilen der Datennetze abweichenden Regelungen. 3. Bedenken Sie, dass Sie Teil einer Solidargemeinschaft sind und Ihr Tun der Gemeinschaft nicht schaden darf. 4. Melden Sie Defizite wie z.B. technische Maengel, unabsichtlich erhaltene Informationen oder erkannte Sicherheitsluecken unverzueglich. 5. Sprechen Sie mit einem fuer das Netz Verantwortlichen, bevor Sie neue Netzdienste nutzen. Einerseits gilt: Fehlverhalten ist kein Kavaliersdelikt! Andererseits koennen innovationsfreudige Nutzer zur Weiterentwicklung der Netze beitragen. 6. Schuetzen Sie sich und Ihre Ressourcen durch Ueberwachung des Zugangs zu Ihrem Rechner, Verschluesselung von vertraulichen Daten, sorgfaeltige Verwahrung Ihrer Authentifizierungsschluessel sowie Kontrolle Ihrer Eintragungen in Directory- und Name-Servern. 7. Beachten Sie die Verhaeltnismaessigkeit Ihres Tuns in Hinblick auf den zu erreichenden Zweck. VI. Weitergehende Informationen Die Netzbetreiber, insbesondere die Rechenzentren, halten weitergehende Informationen (Betriebsregelungen, Dienstekataloge, Nutzeranleitungen) fuer ihre Nutzer bereit. Ueber einschlaegige Literatur und international erreichbare Netze und Netzdienste informiert Sie auch der DFN e.V. (Geschaeftsstelle in Berlin, Pariser Str. 44). Version: 06.04.1993